Über uns

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Die Geschichte von STORR

Eine kleine Reise durch zwei Jahrhunderte

Es war ein schöner Frühlingstag, als der arme Arbeitersohn Joseph Kreikle aus Schwörsheim und die reiche Bauerntochter Katharina Leinfelder aus Mündling am 2. Mai 1805 in Monheim getraut wurden.

So romantisch beginnt vor über 200 Jahren die Geschichte des Familienunternehmens STORR. Ob damals die Brautleute schon etwas von der aufregenden Geschichte ahnten, die ihre Kinder, Enkel und Urenkel bis hin zur 6. Generation mit dieser Firma erleben sollten, dessen Basis sie mit ihrer Hochzeit schufen. Wohl kaum! Denn es sollte ja noch fast 50 Jahre dauern, bis das Unternehmen erst einmal gegründet war. Dass es aber dazu kam, daran hatte die junge Ehefrau sicherlich entscheidenden Anteil. Denn Katharina hatte vermögende Eltern und erhielt von ihnen „500 Gulden innerhalb einviertel Jahres bar zu zahlen … und Bett mit 2 Überzügen, 1 Bettstatt und sonstige standesmäßige Ausfertigung“ als Mitgift.

Mit diesem Kapital wagten die Eheleute den Sprung in die Selbstständigkeit. Um 925 Gulden kauften sie ein bäuerliches Anwesen in der „Berger Vorstadt“ von Donauwörth, zu dem neben einem kleinen Feld auch „1 Kuh, 1 Schober Streu, Heu und Ohmet und alles, was im Haus Nagel und Band hält“ gehörten. Und ganz offensichtlich wirtschafteten sie auf ihrem Hof  tüchtig und erfolgreich. Denn bald darauf wurden weitere Wiesen und Äcker erworben, so dass ihr Besitz 1832 zwölf Tagwerke umfasste.

1838 wagen sie den nächsten Schritt und kaufen für 6200 Gulden ein Geschäftshaus am Donauwörther Markt, der heutigen Reichsstraße. 9 Jahre später wird dann das Haus Nr. 184 in der Reichsstraße erworben. Für dieses Haus erhält Ignatz Kreikle, Sohn von Josef und Katharina Kreikle, alle wichtigen Gewerbekonzessionen und avanciert so zum Firmengründer von STORR. Zudem heiratet er die 31-jährige vermögende Viktoria Ehrentreich, die „3000 Gulden Heiratsgut nebst einer standesgemäßen Aussteuer“ mit in die Ehe bringt. Bereits nach wenigen aber überaus erfolgreichen Jahren als Händler zählen er und sein Bruder Bernhard zu den wohlhabendsten und angesehensten Bürgern der Stadt.

Sieben Kinder gibt’s in der Ehe, jedoch überlebt das Kindesalter alleine die am 15. Januar 1853 geborene Creszentia und wird letztlich zur einzigen Erbin des gesamten Familienvermögens, das die Kreikles in zwei Generationen geschaffen haben. Als Creszentia ins Heiratsalter kommt, sagt man ihr nach, sie gehöre zu den schönsten und reichsten Mädchen der Stadt. Wem sie erhören wird? Er heißt Anton Storr. Bekannt ist von ihm lediglich, dass sein Vater Goldschmied war und aus einer alten Passauer Künstlerfamilie stammt. Er hatte den Beruf des Handelsreisenden erlernt, arbeitete für einen Augsburger Tuchgroßhandel und hat wohl bei einem Besuch im Hause Kreikle die hübsche Creszentia kennengelernt. Am 22. Oktober 1879 wird geheiratet.  

Nun beginnt mit Anton Storr als zweiter Generation eine überaus erfolgreiche Ära. Er gibt dem  Unternehmen den bis heute gültigen Namen STORR und schafft ein enormes Wachstum bei Umsatz und Ertrag. Zuerst beim Handel, dann in zwei weiteren, ganz unterschiedlichen Branchen. Am 11.06.1880 eröffnet er ein Bankgeschäft und setzt dort das Kapital seines Schwiegervaters offensichtlich recht gewinnbringend ein. Bald gehört ihm auch ein großes Wohnhaus in München und dann noch die Krebsbrauerei, die zweitgrößte Brauerei Donauwörths, mit zahlreichen Gasthäusern und landwirtschaftlichen Flächen rund um die Stadt.

Damit steht zu Beginn des 20. Jahrhunderts STORR auf drei soliden Beinen: – dem „Anton Storr Schnittwarengeschäft“ – dem „Anton Storr Bankgeschäft“ und – der „Bierbrauerei und Hotel zum Krebs – Anton Storr“! Trotz allem geschäftlichen Erfolges, eines ist dem Anton Storr nicht vergönnt, ein Stammhalter! Vier Töchter kommen zur Welt. Und ohne dass die Nachfolge geklärt ist, stirbt er 1903 im Alter von nur 55 Jahren. Ein Erbvertrag tritt in Kraft, der sich letztlich für die Nachkommen als unentrinnbare Falle erweist. 1919 entschließt man sich zur Erbteilung und zum Verkauf – und verliert in der nach dem Krieg beginnenden Inflation fast das gesamte STORR‘ sche Vermögen.

Dass STORR es dann doch noch in die 3. Generation schaffte, ist dem Mut eines Bahnbeamten zu verdanken, dem Schwiegersohn Josef Ebner, der die Tochter Maria geheiratet hatte. Er hängt den sicheren Beamtenberuf an den Nagel, erwirbt von der Erbengemeinschaft das Geschäftshaus Nr. 184 und verlängert so allen Widrigkeiten des Generationswechsels zum Trotz die Storr’sche Geschichte um ein weiteres Kapitel. Er und seine Frau betreiben nun das Schnittwarengeschäft STORR weiter, das sich gut entwickelt und kaufen noch ein weiteres Haus in der unteren Reichsstraße dazu. Aber bald darauf schlägt das Schicksal mit voller Härte zu.

Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs zerstören die Bomben zweier Luftangriffe den Donauwörther Stadtkerns und auch alle Häuser im Familienbesitz. Donauwörth bietet bei Kriegsende ein trostloses Bild. Aber das Leben geht weiter. Im Ried wird ein gemietetes Behelfsgeschäft mit kaum 30 Quadratmeter eröffnet. Viel ist es nicht, was die Ebners ihren Kunden bieten können. Neue Waren gibt’s noch nicht, das Verkaufslager ist größtenteils verbrannt und die ausgelagerten Güter sind in den Wirrnissen des Kriegsendes spurlos verschwunden. Maria wird schwer krank und stirbt im Mai 1948. Auch Josef überlebt seine Frau nicht lange und stirbt am 1. April 1949. 

Aber auch in dieser trostlosen Situation sollte die Storr’sche Geschichte weitergehen –  bald sollte das Unternehmen wieder wachsen und gedeihen! Ob der älteste Sohn Robert 1948 daran glaubte, als er aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte? Er hat es niemandem verraten. Buchstäblich nichts besaß er mehr, außer dem Ruinengrundstück! Aber er und seine Frau Emma fanden den Mut, aus den Trümmern neu zu beginnen. Genauso wichtig: die Familie war sich diesmal einig. Die Brüder Alfred und Josef, ebenfalls bis zum letzten Tag im Krieg, verzichteten auf Erbteilung, fanden in anderen Berufen ihren erfolgreichen Lebensweg und trugen damit in diesen schweren Tagen einen wichtigen Teil zum Wiederbeginn bei.

Unter großen Schwierigkeiten begann 1950 der Wiederaufbau. Mit wenigen Quadratmetern fing man wieder ganz von vorne an. Aber durch den unermüdlichen Fleiß der Eheleute ging es bald wieder bergauf. 1954 wurde das Haus um zwei Etagen aufgestockt, die Verkaufsfläche um 100m² vergrößert. 1959 kam ein ebenerdiger Anbau dazu. 1965 wurde der Giebel wieder errichtet und das Gebäude vollendet. Der Wiederaufbau durch die 4. Generation war nach 20 Jahren geschafft! Bald darauf wurde das Nachbarhaus gekauft, so dass die Verkaufsfläche des Textilhauses 600 Quadratmeter erreichte. Robert und Emma Ebner konnten 1974 das 125. Firmenjubiläum mit berechtigtem Stolz auf ihre Leistung feiern.

Auch in der nächsten Generation ging es weiter aufwärts. Der einzige Sohn Robert war nach Lehre und Studium zum Diplomkaufmann 1974 ins elterliche Geschäft eingetreten, hatte 1979 seine Frau Martina geheiratet und gemeinsam baute man das Unternehmen weiter aus. Neue Flächen wurden geschaffen, die vorhandenen modernisiert, bis 1993 war die Verkaufsfläche des Textilhauses STORR auf 1500 Quadratmetern gewachsen.

Aber auch die 5. Generation sollte nicht von Problemen verschont bleiben. Zu Beginn der neunziger Jahre änderte sich das Verbraucherverhalten und stürzte den Modehandel in eine lange Rezession, verschärft durch die Konkurrenz der vielen neuen Filialkonzerne. Deshalb begann 1995 eine grundlegende Modernisierung, bei der das Angebot neu gegliedert, unrentable Bereiche geschlossen, Trendsortimente verstärkt  und neue Formen von Präsentation und Marketing eingeführt wurden. Rechtzeitig zum 150. Geburtstag bekam das Haus 1999 auch noch eine moderne Fassade. Das „Modehaus STORR“ erstrahlte nun in neuem Glanz und hatte mit „Markenmode auf drei Etagen“ ein Konzept gefunden, das sich für viele Jahre hervorragend bewährt: Mode für Herren im OG, Mode für Damen im EG und Young Fashion im UG.

Allerdings – nach der 5. Generation war mit Textil und Mode bei STORR endgültig Schluss. Aus heutiger Sicht – nach den Jahren der Pandemie – ein großer Glücksfall! Aber tatsächlich kam das Ende der Mode durch den Wunsch der Ebners zustande, nach 40 erfolgreichen Jahren als Unternehmer kürzer zu treten. Da es intern keinen Nachfolger gab und auch extern keiner gefunden werden konnte, wurde das Modehaus im Sommer 2013 geschlossen und die Immobilie zu Gunsten eines neuen Standorts von H&M verkauft.

Trotzdem geht die Geschichte von STORR weiter, wenn auch ab 2015 mit anderem Fokus. Nun widmet sich das Unternehmen der Entwicklung eines umfangreichen Baugrunds mitten in der Promenade von Donauwörth, der sich, mehr oder weniger ungenutzt, seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz befindet.

Zwei Doppelhäuser mit insgesamt 8 Wohnungen wurden dort von der Anton STORR GmbH & Co.KG gebaut und vermietet. Begehrte Immobilien in bester Wohnlage der Stadt, ruhig und mitten im Grünen gelegen und trotzdem nur wenige Schritte vom Stadtzentrum entfernt.